Sure 12
يوسف
Yūsuf/ Yūsuf
Sure
12 Yusuf
Im Namen Allāhs, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen.
1 Alif Lam Ra (Alif, Lâm, Râ). Das sind die Verse der deutlichen Schrift.
2 Wir haben sie als einen arabischen Qurʾān hinabgesandt. Vielleicht würdet ihr verständig sein.
3 Wir geben dir dadurch, dass wir dir diesen Qurʾān eingegeben haben, den besten Bericht. Du warst zuvor unter denen, die keine Kenntnis haben.
4 Einst sprach Yusuf zu seinem Vater: „Vater, ich habe im Traum elf Planeten, die Sonne und den Mond sich vor mir niederwerfen sehen.“
5 Der Vater erwiderte: „Mein Sohn! Erzähle deinen Brüdern diese Traumvision nicht, sonst werden sie gegen dich Böses aushecken! Schaitan ist dem Menschen ein erklärter Feind.
6 „So wie du es geträumt hast, wird dein Herr dich erwählen. Und er wird dich lehren, Träume zu deuten, und seine Gnade an dir und an der Sippe Yaʿqūbs vollenden, so wie er sie deinem Vater und vor ihm deinem Urgroßvater und Großvater, Ibrahim und Isaak voll erwies. Das Wissen und die Weisheit deines Herrn sind unermesslich.“
7 Gewiss, in Yusuf und seinen Brüdern sind, die den nach Wissen Suchenden zur Lehre gereichen.
8 Yusufs Brüder sprachen: „Unser Vater liebt Yusuf und seinen Vollbruder mehr als uns, die wir eine mächtige Schar sind. Unser Vater begeht einen eindeutigen Fehler.
9 Tötet Yusuf oder schafft ihn weit weg, so werdet ihr das liebende Antlitz eures Vaters für euch allein haben! Ihr werdet euch dann bessern und gute Menschen werden.“
10 Einer von ihnen sagte: „Tötet Yusuf nicht, sondern werft ihn auf den Grund der Zisterne, damit ihn irgendeiner der Reisenden findet, wenn ihr unbedingt etwas tun wollt.“
11 Sie sprachen: „O unser Vater, warum traust du uns wegen Yusufs nicht, obwohl wir es wahrhaftig gut mit ihm meinen?
12 Schicke ihn morgen mit uns, dass er sich vergnüge und spiele, und wir wollen sicher über ihn wachen.“
13 Er sprach: „Es betrübt mich, dass ihr ihn mit fortnehmen wollt, und ich fürchte, der Wolf möchte ihn fressen, während ihr nicht auf ihn achtgebt.“
14 Sie sprachen: „Wenn der Wolf ihn fressen würde, da wir eine so starke Schar sind, wäre es schlecht um uns bestellt.“
15 Als sie ihn weit weggeführt und allesamt beschlossen hatten, ihn auf den Grund der Zisterne zu setzen, gaben wir ihm ein: „Du wirst ihnen gewiss eines Tages diese Tat vorhalten, und sie werden nicht merken, dass du es bist.“
16 Und des Abends kamen sie weinend zu ihrem Vater.
17 Sie sprachen: „Vater, wir sind um die Wette gelaufen und haben Yusuf allein bei unseren Sachen gelassen, und da fraß ihn der Wolf. Du wirst uns nicht glauben, auch wenn wir die Wahrheit sagen.
18 Und sie brachten sein Hemd befleckt mit falschem Blut. Der Vater sagte: „Ihr habt euch etwas Schwerwiegendes ausgedacht. Ich nehme mir vor, Geduld zu fassen. Allāh möge mir in all dem, was ihr mir vormacht, beistehen!“
19 Es kamen Reisende daher, die ihren Wasserträger zur Zisterne schickten. Als er seinen Eimer hinunterließ, rief er: „Welch ein Glück! Da ist ein Junge!“ Sie versteckten ihn, um ihn als Ware zu verkaufen. Allāh wusste genau, was sie taten.
20 Sie verkauften ihn zu einem schäbigen Preis, nur wenige Münzen bekamen sie, da sie ihn loswerden wollten.
21 Der Käufer, der aus Ägypten stammte, sagte zu seiner Frau: „Behandle ihn gut und würdig! Er könnte uns nützlich sein, oder wir könnten ihn als Sohn annehmen.“ So haben wir Yusuf ein sicheres Dasein im Lande gewährt. Wir haben ihn gelehrt, Träume zu deuten. Allāh setzt seine Verfügung durch; doch die meisten Menschen wissen es nicht.
22 Als er zum Mann herangewachsen war, gewährten wir ihm Weisheit und Wissen. So belohnen wir die Rechtschaffenen.
23 Nun wollte die Frau, in deren Haus er zu dieser Zeit lebte, dass er sich hier hingeben solle. Sie verriegelte die Türen und sagte: „Komm nun!“ Darauf erwiderte er: „Allāh behüte! Wie könnte ich das tun, hat dein Mann, mein Herr, mich doch ehrenvoll aufgenommen. Die Ungerechten werden keinen Erfolg haben.“
24 Aber sie begehrte ihn, und auch er begehrte sie. Doch er gab nicht nach, weil er das einleuchtende Zeichen seines Herrn gewahrte. So hielten wir das Böse und das Abscheuliche von ihm fern, gehört er doch zu unseren rechtschaffenen Dienern.
25 Er eilte zur Tür, und sie stürzte ihm nach und zerriss ihm dabei das Hemd von hinten. Sie fanden ihren Herrn an der Tür. Da sprach sie: „Was anderes gebührt dem an Vergeltung, der deiner Frau vorsätzlich Böses antut, als der Kerker oder die qualvolle Strafe?“
26 Darauf sagte er: „Sie ist es, die mich zu verführen versuchte.“ Und ein Zeuge aus ihrem Haushalt urteilte: „Ist sein Hemd von vorn zerrissen, hat sie recht, und er gehört zu den Lügnern.
27 Ist sein Hemd aber von hinten zerrissen, hat sie gelogen, und er gehört zu den Ehrlichen, die die Wahrheit sagen.“
28 Als ihr Mann sah, dass Yusufs Hemd hinten zerrissen war, sagte er seiner Frau: „Das ist eine List von euch Frauen. Eure List ist wirklich groß.
29 Yusuf, rede nicht mehr davon! Und du, Frau, bitte um Vergebung für deine sündhafte Tat, denn du hast dich in die Reihe der Frevler und Unrechten gestellt.“
30 Die Frauen in der Stadt redeten: „Die Frau des Azizs verführte ihren Burschen. Sie hat sich heftig in ihn verliebt. Es scheint, dass sie einen eindeutigen Fehler begeht.“
31 Als sie von ihrem heimtückischen Gerede hörte, lud sie sie ein und bereitete ihnen ein Festmahl. Jeder von ihnen gab sie ein Messer und sprach zu Yusuf: „Tritt zu ihnen hinaus!“ Als sie ihn erblickten, fanden sie ihn berückend, schnitten sich in ihre Hände und sprachen. „Allāh bewahre! Das ist kein Mensch! Nichts anderes als ein edler Engel ist er.“
32 „Dies ist der, um dessentwillen ihr mir Vorwürfe gemacht habt. Ich habe ihn zu verführen versucht, aber er hat sich standhaft widersetzt. Wenn er nicht tut, was ich ihm befehle, werde ich veranlassen, dass er eingekerkert wird. Schmach wird er erleiden.“
33 Er wandte sich an Allāh und sprach: „O mein Herr! Der Kerker ist mir lieber als wozu mich diese Frauen verführen wollen. Wenn du ihre List nicht von mir abwendest, könnte ich ihrer Versuchung verfallen und zu den Törichten gehören.“
34 Allāh erhörte seine Bitte und wendete ihre List von ihm ab. Allāh hört und weiß alles.
35 Und obwohl sie seine Unschuldsbeweise klar erkannten, beschlossen sie, ihn eine Zeitlang einzukerkern.
36 Eingesperrt mit ihm waren zwei junge Männer. Der eine sagte ihm: „Ich habe mich im Traum gesehen, wie ich Wein presste.“ Der andere sagte: „Ich habe mich im Traum gesehen, wie ich auf dem Kopf Brot trug, wovon die Vögel fraßen. Lasse uns die Deutung wissen, denn wir halten dich für einen der rechtschaffenen Kenner!“
37 Yusuf antwortete ihnen: „Ihr werdet eure nächste Essensration nicht bekommen, ohne dass ich euch vorher die Deutung davon kundgegeben habe. Das ist etwas von dem, was mein Herr mich gelehrt hat. Ich habe mich der Weltanschauung derer, die an Allāh nicht glauben und das Jenseits entschieden leugnen, verschlossen.
38 Und ich folge der Religion meiner Väter Ibrahim und Isaak und Yaʿqūb. uns geziemt es nicht, Allāh irgendetwas zur Seite zu stellen. Dies ist etwas von Allāhs Gunst gegen uns und gegen die Menschheit, jedoch die meisten Menschen sind undankbar.
39 Meine beiden Kerkergenossen, sind verschiedene Herren besser oder Allāh, der Eine, der Allmächtige?
40 Alle, die ihr an seiner Statt anbetet, sind nichts anderes als Namen, die ihr und eure Väter erfunden habt. Dafür hat Allāh keine Ermächtigung herabgesandt. Die Entscheidung obliegt Allāh allein. Er hat verfügt, dass nur ihm gedient wird. Das ist der richtige, der einzig wahre Glauben. Doch die meisten Menschen wissen es nicht.
41 Ihr Kerkergenossen! Der eine von euch wird seinem Herrn Wein zu trinken reichen, der andere wird gekreuzigt werden, und die Vögel werden von seinem Kopf fressen. Abgeschlossen ist die Deutung, um die ihr gebeten habt.“
42 Dem einen, dem er vorausgesagt hatte, dass er gerettet würde, sagte er: „Erwähne mich bei deinem Herrn!“ Doch Schaitan ließ ihn vergessen, Yusufs Fall vorzubringen, und so blieb Yusuf einige Jahre im Gefängnis.
43 Und der König sprach: : „Ich sah im Traum sieben fette Kühe, die von sieben mageren gefressen wurden und sieben grüne und sieben verdorrte Ähren. Ihr Vornehmen, deutet mir meinen Traum, wenn ihr Träume zu deuten wisst!“
44 Sie antworteten: „Wirre Träume! und wir kennen die Deutung der Träume nicht.“
45 Der Gerettete erinnerte sich nach langer Zeit und sprach: „Ich verschaffe euch die Deutung des Traumes. Schickt mich zu einem hin, den ich kenne.“
46 „Yusuf, der du die Wahrheit sagst, deute uns einen Traum, in dem von sieben fetten Kühen, die von sieben mageren gefressen werden und von sieben grünen und sieben verdorrten Ähren die Rede ist! Mit der Deutung möchte ich zu den Leuten zurück, damit sie wissen, worum es geht.“
47 Er sprach: „Ihr werdet sieben Jahre lang säen, hart arbeiten und ohne Unterlass, und was ihr erntet, lasset es in seinen Ähren, bis auf weniges, von dem ihr esset.
48 Nach diesem werden dann sieben schwere Jahre kommen, die alles aufzehren werden, was ihr an Vorrat für sie aufgespeichert hattet, bis auf weniges, das ihr bewahren mögt. Dann kommen sieben harte Jahre, in denen ihr von den vorsorglich gelagerten Vorräten esst, ausgenommen eine kleine Menge, die ihr später als Saat braucht.
49 Darauf folgt ein segensreiches Jahr, in dem die Menschen mit Regen gesegnet werden und keltern und pressen können.“
50 Der König sprach: „Bringt ihn mir her!“ Als der Bote Yusuf aufsuchte, sagte dieser ihm: „Geh zu deinem Herrn zurück und frage ihn nach den Frauen, die sich in die Hände geschnitten haben. Allāh, mein Herr, weiß genau um ihre List.“
51 Den Frauen sagte der König: „Wie war es in Wahrheit, als ihr Yusuf zu verführen versuchtet?“ Sie erwiderten: „Allāh behüte, dass etwas anderes als die Wahrheit gesagt wird! Wir finden an ihm nichts Schlechtes.“ Die Frau des Königs sprach: „Jetzt hat sich die Wahrheit klar herausgestellt. Ich bin es, die ihn verführen wollte. Er ist ehrlich und gehört zu den Aufrichtigen, die die Wahrheit sagen.
52 Er möge erfahren, dass ich ihn nicht in Abwesenheit weiter verleumde. Allāh lässt die List der Verleumder nicht durchgehen.
53 Und ich erachte mich selbst nicht frei von Schwäche. Die Seele treibt gewiss zum Bösen. Es sei denn, Allāh nimmt einen in seine Barmherzigkeit auf. Allāh, mein Herr, vergibt und erbarmt sich unermesslich.“
54 Der König sprach: „Bringt ihn mir her, damit ich ihn zu meinem Vertrauten mache!“ Als er sich mit ihm unterhielt, sagte er ihm: „Bei mir gebührt dir ab heute Würde und Vertrauen.“
55 Er sprach: „Übertrage mir die Verantwortung für die Vorratskammern im Land! Ich bin ein guter Verwalter und verfüge über viel Wissen.“
56 So haben wir Yusuf Macht im Lande verliehen, und er konnte wohnen wo immer er wollte. Wir gewähren unsere Gnade, wem wir wollen und enthalten denen, die Gutes tun, ihren Lohn nicht vor.
57 Der Lohn des Jenseits aber ist besser für jene, die glauben und Allāh fürchten.
58 Es kamen die Brüder Yusufs und traten zu ihm ein; er erkannte sie, sie aber erkannten ihn nicht.
59 Als er sie mit ihrer Zuteilung versorgte, sagte er ihnen: „Bringt mir das nächste Mal euren Bruder väterlicherseits mit! Seht ihr nicht, dass ich gerecht das Maß fülle und die Gäste bestens bewirte?
60 Bringt ihr ihn nicht mit, bekommt ihr von mir keine Zuteilung mehr, und ihr dürft nicht zu mir kommen.“
61 Sie sagten: „Wir werden auf seinen Vater einreden, dass er ihn mitkommen lässt. Wir werden es sicher tun.“
62 Yusuf sagte seinen Leuten: „Steckt ihr Tauschgut wieder in ihr Gepäck. Sie werden es, wenn sie zu den Ihren zurückkehren, erkennen und dadurch hoffentlich veranlasst, wieder hierher zu kommen.“
63 Als sie zu ihrem Vater zurückkamen, sagten sie ihm: „O Vater, wir werden von den Zuteilungen ausgeschlossen. Schick unseren Bruder mit uns, damit wir Proviant bekommen. Wir werden ihn gewiss beschützen.“
64 Er sagte: „Soll ich ihn euch etwa auch anvertrauen, wie ich euch einst seinen Bruder anvertraut habe? Allāh ist der beste Beschützer und der höchste Erbarmer.“
65 Als sie ihr Gepäck öffneten, entdeckten sie, dass ihnen ihr Tauschgut zurückgegeben worden war. Da sprachen sie: „Vater! Mehr können wir nicht wünschen. unsere Ware ist uns zurückgegeben worden. Wir werden für unsere Leute Proviant holen, unseren Bruder beschützen und bekommen für ihn eine zusätzliche Kamelladung. Das wäre ein leichtes.“
66 Er sprach: „Ich werde ihn nicht eher mit euch schicken, bis ihr mir vor Allāh gelobt, dass ihr ihn mir wieder zurückbringt, es sei denn, ihr werdet vom Feind übermannt.“ Als sie ihm ihr verbindliches Gelöbnis abgelegt hatten, sprach er: „Allāh möge über allem, was wir sagen, walten.“
67 Und er sprach: „Meine Söhne, zieht nicht ein durch ein einziges Tor, sondern zieht ein durch verschiedene Tore; ich kann euch nichts nützen gegen Allāh. Die Entscheidung ruht bei Allāh allein. Auf ihn vertraue ich, und auf ihn vertrauen sollen die Vertrauenden.“
68 Sie traten so ein, wie ihr Vater ihnen befohlen hatte, wodurch von ihnen nichts abgewendet werden konnte, was Allāh verfügt hatte. Es war lediglich ein Bedürfnis, das Yaʿqūb innerlich verspürte und befriedigen wollte. Er besaß Wissen, das wir ihn gelehrt hatten. Viele Menschen wissen jedoch nicht, worum es geht.
69 Als sie vor Yusuf traten, nahm er seinen Bruder zu sich. Er sprach: „Ich bin dein Bruder; so betrübe dich nicht ob dessen, was sie getan haben.“
70 Als er sie mit den Zuteilungen versorgt hatte, ließ er den Trinkbecher in das Gepäck seines Bruders stecken. Ein Rufer meldete: „Halt, ihr Angehörige der Karawane! Ihr seid Diebe!“
71 Sie wandten sich ihnen zu und sprachen: „Was sucht ihr?“
72 Sie erwiderten: „Wir suchen den Trinkbecher des Königs. Wer ihn bringt, bekommt als Belohnung eine Kamelladung. Ich verspreche es fest.“
73 Sie erwiderten: „Bei Allāh, ihr wisset doch, dass wir nicht gekommen sind, um Unheil im Land zu stiften, und wir sind keine Diebe.“
74 Jene sprachen: „Was soll dann die Strafe dafür sein, wenn ihr Lügner seid?“
75 Sie antworteten: „Die Strafe, die derjenige verdient, in dessen Gepäck er gefunden wird, ist, dass er Sklave wird. So bestrafen wir die Frevler.“
76 Da begann er ihre Säcke vor dem Sack seines Bruders zu durchsuchen; dann zog er ihn aus dem Sack seines Bruders hervor. So richteten wir es für Yusuf ein. Er hätte seinen Bruder nach dem Gesetz des Königs nicht aufhalten können; es sei denn, Allāh hätte es so gewollt. Wir heben im Rang, wen wir wollen. Über jedem Wissenden ist der Allwissende.
77 Sie sprachen: „Wenn dieser stiehlt, so hat ein Bruder von ihm vorher gestohlen. „Yusuf verbarg seinen Unmut und zeigte ihn ihnen nicht. Er dachte: „Ihr seid wirklich weit niedriger einzustufen! Allāh weiß am besten um eure Art, Menschen zu beschreiben.“
78 Sie sprachen: „Mächtiger Herr! Er hat einen sehr alten Vater, nimm anstatt seiner einen von uns! wir sehen wohl, dass du ein gutes Herz hast.“
79 „Er sagte: „Allāh behüte, dass wir einen anderen nehmen sollten als den, bei dem wir unsere Sachen gefunden haben; wir wären sonst wahrlich ungerecht.“
80 Als sie die Hoffnung aufgegeben hatten, ihn umzustimmen, traten sie beiseite und unterhielten sich leise. Der Älteste sagte: „Ihr seid euch dessen bewusst, dass euer Vater euch ein verbindliches Gelöbnis vor Allāh abgenommen hat und dass ihr ihn einst um Yusuf gebracht habt. Ich verlasse das Land nicht, bis mein Vater es mir erlaubt oder bis Allāh ein Urteil über mich fällt. Allāh ist der beste Richter.
81 Kehrt ihr zu eurem Vater zurück und sprecht: „Vater, dein Sohn hat gestohlen; und wir haben nur ausgesagt, was wir wussten. Wir können unmöglich für das Verborgene bürgen.
82 Frage die Bewohner der Stadt, in der wir waren und die Kamelkarawane, mit der wir zurückkamen. Wir sagen wirklich die Wahrheit.“
83 Da sagte Yaʿqūb: „Ihr hegtet unlautere Absichten. Nur Geduld! Hoffentlich gibt Allāh sie mir alle beide zurück. Allāhs Wissen und Weisheit sind unermesslich.“
84 Er wandte sich von ihnen ab und sprach: „Wie gräme ich mich um Yusuf!“ Vor Kummer wurden seine Augen trübe und gleichsam weiß, aber er unterdrückte seinen Gram.
85 Sie sprachen: „Bei Allāh, du wirst nicht aufhören, von Yusuf zu sprechen, bis du dich ganz verzehrt hast oder zu denen gehörst, die zugrunde gehen.“
86 Er antwortete: „Ich klage nur meinen Kummer und meinen Gram zu Allāh, und ich weiß von Allāh, was ihr nicht wisst.
87 Meine Söhne! Geht doch hin und forscht unauffällig nach Yusuf und seinem Bruder! Gebt die Hoffnung auf Allāhs Güte nicht auf! Nur die Ungläubigen geben die Hoffnung auf Allāhs Güte auf.“
88 Als sie dann bei Yusuf eintraten, sprachen sie: „Hoher Herr, uns und den unseren ist Schaden geschehen, und wir bringen wenig Tauschgut mit. Gib uns bitte das volle Maß, und spende uns etwas darüber hinaus! Allāh vergilt den Spendern.“
89 Da sprach er: „Wisst ihr noch, was ihr Yusuf und seinem Bruder in Unwissenheit angetan habt?“
90 Darauf antworteten sie: „Bist du etwa Yusuf?“ Da sagte er: „Ich bin Yusuf, und hier ist mein Bruder. Allāh hat uns Gnade erwiesen. Wer zuversichtlich und geduldig ausharrt, dem vergilt es Allāh. Allāh lässt den Lohn der Rechtschaffenen, die das Gute tun, nicht verlorengehen.“
91 „Sie sagten: „Bei Allāh, Allāh hat dich wahrhaftig vor uns vorgezogen, und wir sind wahrlich schuldig gewesen.“
92 Er sprach: „Kein Tadel treffe euch heute. Möge Allāh euch vergeben! Denn er ist der barmherzigste Erbarmer.
93 Nehmt dies mein Hemd mit und legt es vor meinen Vater; dann wird ihm Kenntnis werden. Und bringt alle eure Angehörigen zu mir.“
94 Als die Karawane aufgebrochen war, sprach ihr Vater: „Siehe, wahrlich, ich nehme den Geruch Yusufs wahr, wenn ihr mich auch für schwachsinnig haltet.“
95 Die seinen erwiderten: „Bei Allāh! Du bist wieder bei deinem alten Gerede.“
96 Als der Bote mit der frohen Botschaft eintraf und ihm das Hemd auf das Gesicht warf, konnte er sehen. Hierauf sprach er: „Habe ich euch nicht gesagt, dass ich von Allāh weiß, was ihr nicht wisst?“
97 Seine Söhne sprachen: „Vater! Bitte Allāh, er möge uns unsere frevelhaften, unrechten Taten vergeben. Wir haben gesündigt.“
98 Er sprach: „Ich will Verzeihung für euch von meinem Herrn erbitten. Wahrlich er ist der Allverzeihende, der Allbarmherzige.“
99 Als sie vor Yusuf traten, nahm er seine Eltern bei sich auf und sprach: „Ziehet ein in Ägypten in Frieden, wie es Allāh gefällt.“
100 Und er erhob seine Eltern hoch auf das Ehren-Podium. Sie warfen sich ehrerbietig vor ihm nieder. Er sprach: „Vater! Das ist die Deutung meines damaligen Traumes. Allāh hat ihn verwirklicht. Er hat mir seine Gunst erwiesen, als er mich aus dem Gefängnis befreite und euch aus der Wüste herbrachte, nachdem der Schaitan zwischen meinen Brüdern und mir Zwietracht gesät hatte. Mein Herr führt das, was er will, gütig aus. Sein Wissen und seine Weisheit sind unermesslich.
101
Mein Herr! Du hast mir Macht gegeben und mich gelehrt, Träume zu deuten, du, Schöpfer der Himmel und der Erde. Du bist mein Beschützer im Diesseits und im Jenseits. Berufe mich als einen dir Ergebenen und vereine mich mit den Rechtschaffenen!“
102 Dies ist Kunde von dem Verborgenen, das wir dir offenbaren. Du warst nicht bei ihnen, als sie sich über ihren Plan einigten, indes sie Ränke schmiedeten und ausführten.
103 Und die meisten Menschen werden nicht glauben, magst du es auch noch so eifrig wünschen.
104 Du verlangst von ihnen keinen Lohn dafür. Das ist nichts anderes als Ermahnung für alle Welten.
105 Und wie viele Zeichen in den Himmeln und auf Erden sind es, an denen sie widerspenstig vorübergehen?
106 Und die meisten von ihnen glauben nicht an Allāh, ohne ihm andere Götter beizugesellen.
107 Sind sie denn sicher davor, dass nicht eine überwältigende Strafe von Allāh über sie kommt, oder dass nicht plötzlich die Stunde über sie kommt, während sie nichtsahnend sind?
108 Sage ihnen: „Das ist mein Weg. Ich rufe zu Allāh auf und bin darüber im Klaren. Das tun auch die Gläubigen, die meinem Weg folgen. Erhaben ist Allāh. Ich gehöre nicht zu denen, die Allāh etwas beigesellen.
109 Alle Gesandten, die wir vor dir entsandten, waren Menschen aus Städten und Dörfern, denen wir Offenbarung gewährten. Sind sie nicht durch das Land gezogen, um zu sehen, zu welchem Ende die Menschen vor ihnen gekommen sind? Das Jenseits ist für die Frommen das Beste. Warum bedient ihr euch nicht des Verstandes?
110 Erst dann, wenn die Gesandten die Hoffnung fast aufgeben und annehmen, dass sie widerlegt worden sind, kommt ihnen unsere Hilfe zum Sieg. Wir retten, wen wir wollen, und unserer Strafe für die Frevler vermag niemand von diesen zu entgehen.
111 Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehre für die Verständigen. Es ist keine erdichtete Rede, sondern eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine deutliche Darlegung aller Dinge und eine Führung und eine Barmherzigkeit für die Gläubigen.
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Zitieren als Buch-Quelle: Neumann, Phelan Andreas: Der Koran, Versuch einer Übersetzungsharmonie auf Grundlage der Synopse verschiedener deutschsprachiger Übersetzungen, Luxemburg 2019, 12.{Versnummer}
Zitieren als Buch-Quelle kurz: Neumann: Koran,12.{Versnummer}